Der Sheltie

Herkunft, Geschichte, Charakter des Shelties

 

 

Inverness Topsy (02-09-1908)
Inverness Topsy (02-09-1908)

Es gibt viele unterschiedliche Meinungen und romantische Überlieferungen über den Shetland Sheepdog, so dass es schwierig ist, die wahre Rassehistorie aus der Fantasie der Schreiber herauszufiltern.

Wir können aber mit Sicherheit sagen, dass einige Rassen an der Entstehung des Shetland Sheepdog beteiligt waren.

Mrs. Beryl Thynne, die Verfasserin des ersten, 1916 veröffentlichten Sheltie-Buches, und spätere Autoren beschrieben die „Shetland Collies“ als kleine, auf Leistung gezüchtete Mischlinge.

Auch wenn die Rasseliebhaber es nicht gerne hören: Selbst in der heutigen Zeit sieht man noch zahlreiche unterschiedliche Sheltietypen, die die obige Aussage bestätigen.

Die Shetland-Inseln bestehen aus ca. 100 vom Wind zerfegten, kargen, felsigen Inselchen, etwa 80 km nordöstlich von Schottland gelegen. Sie gaben unserer Rasse zwar den Namen, aber entsprechende Hunde lebten auch auf den Äußeren Hebriden, auf Orkney und der Insel Hoy.

Es lässt sich daher nur spekulieren, woher die ersten Hunde der Inseln stammten.

Shetland gehörte bis Mitte des 15. Jahrhunderts zu Norwegen.

So ist anzunehmen, dass skandinavische Rassen, u. a. norwegische Buhunde, Yakkis (spitzähnliche Hunde, benannt nach den Bewohnern Grönlands, den Yaks), Spitze und isländische Hütehunde zu den Vorfahren zählen.

 

Lerwick Jarl
Lerwick Jarl

Spuren dieser Kreuzungen findet man noch immer in den manchmal auftretenden russfarbigen Schnauzenpartien, Stehohren, Ringelruten, der allzu hellen Zobelfarbe, etc…

Die Shetland-Inseln waren aber auch eine beliebte Anlegestelle von Handels-, Walfänger- und Fischerbooten der verschiedensten Nationen.

Diese Schiffe führten sicherlich Hunde als Begleiter mit, die Einfluss auf die einheimische Hundepopulation nahmen.

Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich einige der Crofts (Pachtgrundstücke) zu größeren Schaffarmen, so dass die heimischen Hunde durch die größeren Working Collies ersetzt oder mit ihnen gepaart wurden.

Die Inselbewohner, für die es bei den frühen Kreuzungen hauptsächlich auf die spätere Nützlichkeit ankam, nannten ihre kleinen Helfer Toonie Dogs („toon“ ist der lokale Ausdruck für Farm), Peerie Dogs (norwegischer Ursprung, „piri“ bedeutet klein), Fairy (feenhaft) Dogs und Shetland Collies.

Der liebevoll abgekürzte Rassename „Sheltie“ ist eine spätere Erfindung.

Aus dem Namen Toonie Dog kann man die eigentliche Hauptaufgabe der kleinen Hunde ableiten.

Entgegen der weit verbreiteten Auffassung, Shelties seien – wie etwa die Border Collies – typische, mit vielen Schafen umgehende Hütehunde, wurden sie vielmehr dazu eingesetzt, lautstark die nicht eingezäunten Pachtgrundstücke der Kleinbauern vor dem hungrigen Vieh zu schützen, das ansonsten die spärlichen, um die Farmen herum für den Winter angelegten Anpflanzungen gefressen hätte.

Zum jährlichen Desinfektionsbad trieben die Shetland Collies die Schafe von den Hügeln zu den Tauchbecken.

Aber die Inselbewohner schätzten ihre kleinen vierbeinigen Hausgenossen auch als ständige, verständige Begleiter, die zum Hof und zur Familie gehörten.

Für die vielfältigen Aufgaben benötigten die Shetland-Kleinbauern keine großen Hunde.

 

Zesta (28-09-1911)
Zesta (28-09-1911)

Ein kleiner, flinker, zäher Hund mit wetterbeständigem Haarkleid, der im Unterhalt kaum etwas kostete und in den winzigen Bauernkaten wenig Platz beanspruchte, genügte, um die Shetland-Ponies (eine Miniaturausgabe des Shire-Pferdes), Zwergrinder und die kleinen, wendigen Schafe mit den schwarzen Gesichtern und der langen, seidigen Wolle unter Kontrolle zu halten.

Inselbesucher, wie Offiziere der Königlichen Marine und Ponyhändler, fanden Gefallen an den kleinen, attraktiven, gelehrigen „Kerlchen“ und nahmen sie ab und zu als Geschenk mit nach Hause.

Das Interesse an den Shetland Collies wuchs, schnell witterten die Crofter (Pachtbauern) eine neue Einnahmequelle und kreuzten unterschiedliche Kleinhundrassen ein.

Alte Fotos zeigen deutlich den Einfluss von King Charles Spaniels (große, schwere Ohren, seidiges, lockiges Haar) und anderen Schoßhunden, wie zum Beispiel dem Zwergspitz und Papillon (runde Augen und Oberschädel, Ringelruten).

Aus: Collie und Sheltie, Expertenrat für den Hundehalter von Eva-Maria Krämer und Martina Feldhoff

© 1992, Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Stuttgart

© Grafiken, http://www.portmazathe.nl/ped/statichtml/earliest.html